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Etwa 50 Prozent aller Frauen nehmen in Deutschland an den von den Krankenversicherungen angebotenen Krebs-Früherkennungsuntersuchungen teil1. Die teilnehmenden Frauen versprechen sich viel von den Untersuchungen zur Krebsfrüherkennung. Doch halten diese Tests wirklich, was sie versprechen? Dieser Beitrag bewertet die üblichen Untersuchungsverfahren und zeigt, welche wirklich empfehlenswert sind.

Gebärmutterhals

Ab dem 19. Lebensjahr haben Frauen die Möglichkeit, vom Arzt einen Abstrich zur Früherkennung des Gebärmutterhalskrebses durchführen zu lassen. Der frühe Beginn der Untersuchungsmöglichkeit macht Sinn, da dieser Krebs nicht selten auch bei sehr jungen Frauen auftritt. Beim so genannten Papanicolaou-Test (Pap-Test, benannt nach dem US-amerikanischen Mediziner George Papanicolaou) entnimmt der Arzt einen Abstrich von den Schleimhäuten des unteren Teils der Gebärmutter, also des Muttermunds und des Gebärmutterhalskanalskanals. Die Abstrichpräparate werden gefärbt und die Proben auf typische Zellveränderungen untersucht. Man geht heute davon aus, dass ein einmaliger Pap-Test einen Teil der verdächtigen Schleimhautveränderungen zwar nicht erkennt. Doch die Fehlerrate sinkt, wenn der Test regelmäßig wiederholt wird. Von entscheidender Bedeutung ist die Gewinnung der Proben. Sie sollte keinesfalls mehr mit einem Tupfer, sondern mit speziellen Abstrichhilfen wie Spateln oder Bürstchen erfolgen.

Wird ein auffälliger Befund erkannt, so lässt sich dieser in ca. 75 Prozent der Fälle auch bestätigen2. Seit Einführung der gesetzlichen Krebsfrüherkennung ist die Rate an Gebärmutterkrebs in Deutschland ganz wesentlich gesunken. Es ist gesichert, dass der Test das Risiko verringert, an Gebärmutterhalskrebs zu erkranken und zu sterben.

 

Gebärmutter und Eierstöcke

Die Tastuntersuchung der Unterleibsorgane ist eine Untersuchung, deren Wirksamkeit nie bewiesen wurde. Durch den hohen Grad der Ungenauigkeit ist es normalerweise nicht möglich, Krebs von Gebärmutter oder Eierstöcken im heilbaren Frühstadium zu entdecken.

Krebs des oberen Teils der Gebärmutter wird bei ansonsten blutungsfreien Frauen nach den Wechseljahren meist früh erkannt, da oft Blutungen aus der Scheide auftreten. Bei konkretem Krebsverdacht ist eine Ultraschalluntersuchung sinnvoll. Die routinemäßige Ultraschalluntersuchung der Gebärmutter ist jedoch nur in Einzelfällen von Nutzen4.

Eine der Krebserkrankungen mit dem höchsten Sterberisiko ist das Ovarialkarzinom, also die bösartige Veränderung der Eierstöcke. Während hier auch Screening-Ultraschall-Untersuchungen lange Zeit keinen Einfluss auf die Sterblichkeit zeigten, konnte Eierstockkrebs in einer neuen Studie5 mit einem Mehr-Stufen-System früher entdeckt und eine Verminderung der Sterblichkeit erzielt werden. Somit scheint die erweiterte Ultraschalluntersuchung die alleinige Möglichkeit zur Früherkennung von Eierstockkrebs zu sein.

 

Brustdrüse

Brustkrebs ist der häufigste Krebs bei Frauen. Ungefähr jede neunte Frau erkrankt im Lauf des Lebens daran. Während bislang noch nicht geklärt ist, ob die Tastuntersuchung der weiblichen Brust wirklich sinnvoll ist und zu einer Senkung der Brustkrebssterblichkeit beitragen kann, gilt dies für die Röntgenuntersuchung und den Ultraschall der Brust für bewiesen. Sie wird routinemäßig für alle Frauen zwischen 50 und 69 Jahren angeboten.

Die dadurch erzielte Verminderung der Sterblichkeit an Brustkrebs liegt im Bereich von 35 Prozent, wie sich in mehreren internationalen Untersuchungen gezeigt hat6. Dennoch wird in der Mammographie einerseits jeder vierte Brustkrebs übersehen und die Methode ist vor allem bei Frauen mit dichtem Brustdrüsengewebe nicht optimal. Zu dieser Gruppe gehören ausgerechnet die 40 bis 49jährigen Frauen, bei denen immerhin jeder vierte Brustkrebs auftritt.

Durch die Hinzunahme der Brust-Ultraschalluntersuchung lässt sich die Sicherheit steigern. Außerdem wurde in Deutschland 2007 bereits jeder vierte Fall von Brustkrebs durch Ultraschall entdeckt – und zum Großteil handelte es sich darüber hinaus um Frühkarzinome mit besonders guter Überlebenschance.

 

Darmkrebs

Krebs des Dickdarms ist häufig. Es ist bei Frauen wie auch Männern die zweithäufigste Krebserkrankung. Auch bei ihr besteht bei früher Erkennung eine hohe Heilungschance.

Als Früherkennungsuntersuchungen sind hauptsächlich die so genannten Stuhltests und die Darmspiegelung (Koloskopie) im Einsatz.

Neuartige Tests auf Blut im Stuhl sind nach den Berechnungen kanadischer Forscher die beste und kostengünstigste Methode bei der Darmkrebs-Vorsorge. Bei diesen Tests wird der Stuhl mit Hilfe von Antikörpern auf Blutspuren untersucht.

Forscher der Universität in Calgary (Kanada) verglichen diese Tests unter anderem mit den derzeit auch in Deutschland gängigen Stuhltests und einer vorsorglichen Darmspiegelung.

Der Vorteil jährlicher Stuhltests im Vergleich zur üblichen Darmspiegelung alle zehn Jahre sei, dass es häufiger Gelegenheit gebe, Auffälligkeiten zu entdecken, schreiben die Autoren. Am Rechner wurden zwei Gruppen von Studienteilnehmern zwischen 50 und 64 Jahren sowie 65 bis 75 Jahren entworfen, die jeweils ein durchschnittliches Risiko für Darmkrebs hatten.

Das Team errechnete, dass von 100 000 Menschen ohne Screening 4857 Menschen an Darmkrebs erkranken und 1782 sterben würden. Mit einem jährlichen Stuhltest auf Antikörper könnten die Zahlen auf 1393 Erkrankte und 457 Darmkrebs-Tote gesenkt werden. Ihr Einsatz sei zudem am kostengünstigsten für das gesamte Gesundheitssystem. Eine Darmspiegelung alle zehn Jahre ergab nach dieser Rechnung rund 624 Todesfälle, ein gewöhnlicher pro Jahr rund 1300 Tote8.

Der immunologische Stuhltest kann nach dieser Untersuchung die Darmkrebs-Sterblichkeit um rund 75 Prozent senken, die 10jährige Koloskopie um 64 Prozent. Bei beiden Untersuchungsverfahren handelt es sich also um hocheffiziente Früherkennungsmethoden.

 

Fazit: Früherkennung kann Krebstod verhindern

Die Untersuchungsergebnisse aus aller Welt zeigen: Krebsfrüherkennung kann Leben retten. Nicht alle Untersuchungsmethoden, die derzeit im Rahmen der Früherkennung für die Frau angeboten werden sind gleich effektiv und immer wieder werden auch „Fehlalarme“ ausgelöst, die für die Patientinnen natürlich mit einer Phase unnötig erhöhten Stresses verbunden ist. Angesichts der Gefährlichkeit von Krebs ist dies aber ein Preis, der einzugehen sehr sinnvoll sein kann.

Quellen:

  1. Gesundheitsberichterstattung des Bundes: Gesundheit in Deutschland, 2006
  2. Naucler P, Ryd W, Tornberg S et al.: Human papillomavirus and Papanicolaou tests to screen for cervical cancer. N Engl J Med 2007; 357: 1589–97.
  3. Tumorzentrum München. Überleben C53: Zervixkarzinom [online]. In: Tumorregister München. 28.12.2009 [Zugriff: 04.01.2010]. URL: http://www.tumorregister-muenchen.de/facts/surv/surv_C53__G.pdf.
  4. http://www.cancer.gov/cancertopics/pdq/screening/endometrial (National Cancer Institute, 2011)
  5. Ultrasonographic screening increased detection of epithelial ovarian cancer: van Nagell JR Jr. Obstet Gynecol. 2011:118:1212-1221
  6. Sachstandserhebung „Krebs-Früherkennung“ der Deutschen Krebshilfe, 2005 (http://www.krebshilfe.de/fileadmin/Inhalte/Downloads/PDFs/Sachstandsbericht-KFU.pdf)
  7. Leinmüller R: Zusätzlicher Ultraschall bei dichtem Brustdrüsengewebe gefordert. Dtsch Ärztebl Jg 107 Heft 46 A2287-A2288 8. Steven J. Heitman et al.; PLoS Medicinedoi: 10.1371/journal.pmed.1000370 (2010)

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